Sonntag, 17. September 2017

Ich habe gewählt IXI

Am nächsten Sonntag ist Bundestagswahl. Das ist für mich persönlich aus vielen Gründen relevant: Schon als Jugendliche habe ich mit meinem besten Freund über die aktuellen Ereignisse diskutiert. In der Schule war Sozialkunde von der ersten Stunde an mein Lieblingsfach. Und das vorhandene Interesse hat eine Lehrerin während der Gymnasialzeit zu einer regelrechten Leidenschaft gesteigert.  Das ging schließlich soweit, dass ich mich nach dem Abi für ein politikwissenschaftliches Studium entschieden habe.

Neben der reinen Neugierde betrifft mich diese Wahl aber auch beruflich. Ich arbeite jetzt seit drei Jahren als Mitarbeiterin in einem Abgeordnetenbüro. Was viele vielleicht nicht wissen: Auch unsere Jobs sind an die Wahl gebunden. Werden unsere Chefs nicht wiedergewählt, dann müssen auch wir uns nach Alternativen umschauen.


Vor ein paar Tagen habe ich mich mit meinen Freunden auf ein Feierabendbier getroffen. Wir sind alle in Thüringen aufgewachsen und in den letzten Jahren nach und nach in Berlin gelandet. Unser Hauptthema war ebenfalls die bevorstehende Wahl. Wir haben unter anderem gelacht über Merkels teilweise unbeholfene Art beim YouTube-Interview und die verschiedenen Wahlsendungen nach Informations- und Unterhaltungswert beurteilt. Dann kamen wir aber auf die AfD zu sprechen. Es beschämt uns und macht uns wütend, dass vor allem in unserer Heimat die rechtspopulistischen Kräfte so stark in den Umfragen sind. Und uns treibt die Frage um, woran das liegen könnte. Sind es die unerfüllten Wünsche und überzogenen Erwartungen, die viele Menschen aus den neuen Bundesländern nach der Wiedervereinigung hatten? Oder liegt es daran, dass es gerade im ländlichen Raum weniger Berührungspunkte mit anderen Kulturen gibt? Ein Grund könnte aber auch sein, dass das SED-Regime der DDR keine Integrationspolitik vorzuweisen hatte. Wahrscheinlich ist in der Kombination alles zusammen dafür verantwortlich. Am Ende ist das Warum vielleicht aber auch gar nicht so wichtig. Es ist einfach zum Kotzen! Und was das Schlimmste ist: Diese widerlichen Ansichten werden auch von der nächsten Generation übernommen. Jugendliche gehen auf Rechtsrock-Konzerte, berichten ihren Familien am nächsten Tag davon und als Reaktion kommt nur ein Achselzucken. Ich habe lange überlegt, wie ich damit umgehen soll - Weghören, es mit logischen Argumenten versuchen oder vielleicht sogar die eigene Heimat meiden, um sich diesen Scheiß nicht mehr anhören zu müssen? Die Antwort darauf lautet: Und wenn es noch so anstrengend ist, man darf den rechten Stimmen nicht den Raum geben. Wir müssen lauter sein als diese Fratzen. Deshalb: Geht wählen und helft mit, dass es die neuen Nazis nicht ins Hohe Haus schaffen!

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