Sonntag, 8. Juli 2018

Don't tell me how to be a woman!


"Alle Lesben haben Bürstenhaarschnitt, tragen Blaumann und trainieren die regionale Frauen-Fußballmannschaft." Ja, ja, willkommen im Jahr 1980. Oh, wie ich diese Vorurteile hasse! Als hätte es Anne Will, Jodie Foster (Ist sie's, oder ist sie's nicht?) und natürlich Cara Delevingne nie gegeben. Das Phänomen nennt sich "feminine Lesben". Oder vielleicht anders, zugespitzt formuliert: Eine Minderheit in der Minderheit. 
Es stimmt ja: In der Vergangenheit sind homosexuelle Frauen eher burschikos aufgetreten - So konnte man sich innerhalb der Szene leichter erkennen. Außerdem wollte man den Männern signalisieren: Ich gehöre nicht in euer Beuteschema. Doch wie in jeder Community hat sich auch hier in den vergangenen Jahren ein enormer Wandel vollzogen. Natürlich gibt es Lesben, die sich für Mode interessieren und ihre Haare lang tragen. Alles andere wäre doch Bullshit! Umso mehr verwundert und erschrickt es mich, dass diese Frauen in der Szene noch immer um Akzeptanz kämpfen müssen. Nicht selten wird da gemutmaßt: "Die ist doch gar nicht RICHTIG lesbisch!"
Für die sogenannten Femmes, also feminine Lesben, ist es nach wie vor verdammt schwer, ernst genommen zu werden und potentielle Flirts kennenzulernen. Da gibt es zu oft schiefe Blicke und dämliche Kommentare. Und so traurig es ist: Diese unsichtbare Mauer zwischen femininen und maskulinen Lesben existiert weiterhin - Quasi Femme gegen Butch (das englische Wort für „Kerl“). Dabei geht es doch überhaupt nicht darum, dass einige Schmink-Tussis jetzt eben auch lesbisch sind. Sondern darum, dass man in eine Schublade gesteckt wird, aus der man scheinbar nicht wieder raus kommt. Toleranz ist verdammt noch mal keine Einbahnstraße! Ich würde sogar so weit gehen zu behaupten, dass damit eine Kampfansage verbunden ist. Femmes sind demnach nicht nur nicht angepasst, sie wollen dadurch auch eine Gruppe in ihrer Community emanzipieren.

Nicht nur in der Szene gibt es diese Kluft, auch im allgemeinen Bewusstsein kommen homosexuelle Frauen, die ihre Weiblichkeit betonen, scheinbar nicht vor. Außer in Filmen vielleicht. Man, waren die Mädels in "The L Word" heiß! Oder, wie im Fall vom Cara Delevingne, wird Personen des öffentlichen Lebens unterstellt, sie würden diesen "Lifestyle nur deshalb pflegen", um Aufmerksamkeit zu bekommen. Oh man... Als wäre es auch heutzutage nicht immer noch schwer genug, sich zu Outen.

Daher hat es mich total gefreut, als vor kurzem eine ehemalige Kommilitonin auf mich zukam, mir von ihrer Podcast-Idee berichtet hat und fragte, ob ich das Thema nicht auch auf meinem Blog aufgreifen möchte. Ricarda und ihre Freundin Maike Johanna Reuter wollen auf humorvolle und keinesfalls belehrende Art und Weise über ihre eigenen Erfahrungen als homo- beziehungsweise in Maikes Fall – bisexuelle Frau sprechen. Quasi einer der ersten Lesben-Podcasts auf dem deutschen Markt. Auch sie verstehen sich nicht als "Klischee-Lesben" und stoßen deshalb leider hin und wieder auf Unverständnis. In ihrem Podcast "Busenfreundin“ wollen sie sich diesem Thema widmen. Start ist heute, am 8. Juli, zunächst auf iTunes (Suche: Busenfreundin), ab kommender Woche auch auf dem Audiostreaming-Dienst Spotify. Ich durfte vorab schon mal reinhören und bin begeistert. Meine hohen Erwartungen wurden um Längen übertroffen. Es geht hier eben nicht einfach nur um die in meinen Augen unnötige Definition der eigenen sexuellen Orientierung, sondern um Anerkennung und Respekt. Die zwei bringen das einfach wunderbar auf den Punkt. Vielen Dank für euren wichtigen Beitrag!
Für Maike kommt außerdem hinzu, dass sie sich nun im Podcast öffentlich als bisexuell outet. Seit letztem Jahr spielt sie in der Vorabend-Daily Soap (Krass, die gibt es tatsächlich noch!?) "Alles was zählt" eine Hauptrolle. Als Ricarda mir diesen Hintergrund erzählte, habe ich mich sofort an den offenen Brief von Jochen Schropp im "Stern" von vor einigen Wochen erinnert. Er schreibt darin, dass er sich bereits vor vier Jahren outen wollte, ihn aber seine damalige Agentur davon abgeraten hat. Als schwuler Schauspieler würde er wohl nicht mehr so viele Angebote erhalten - Schließlich sind seine Paraderollen der Schwiegermutter-Typ und Herzensbrecher. Das, so meinte die Agentur, würde ihm dann keiner mehr abkaufen. Schropp hat sich davon verunsichern lassen und sich gegen das Outing entschieden. Bis jetzt. Weil: "Wir bei dem Thema nur weiter kommen, wenn Leute den Mund aufmachen. Und jetzt bin ich es eben." Die Reaktionen waren durchweg positiv. Wie sich das Ganze auf seine Karriere auswirkt, wird sich noch zeigen. Nun geht auch Maike diesen Schritt. Als Femme. Das ist wundervoll! Bitte mehr davon!

Falls übrigens jemand wissen will, ob ich denn auch Lesbe bin: I don't give a fuck! Love is love <3

Werbung, da Markennennung.
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