Doch das reale Leben zwingt einen manchmal dazu, Dinge, die einem wichtig sind, hinten anzustellen. Und genau deshalb kam ich die letzten zwei Monate leider nicht dazu, einen neuen Beitrag zu schreiben. Nicht, dass ich mich rechtfertigen müsste. Aber ich will es wenigstens erwähnen. Was ist also alles passiert...?
Wie in einem vorherigen Beitrag geschrieben, stand auch mein Job als wissenschaftliche Mitarbeiterin im Berliner Abgeordnetenbüro auf dem Spiel. Bei 20,5% für die SPD und einen nicht ganz so aussichtsreichen Listenplatz war schnell klar, dass mein Chef nicht wieder "rein kommt". Und somit lief mein Arbeitsvertrag und der vieler meiner Kollegen am 1. November aus. Grabesstimmung überall. Und unser gesamter Flur musste Kisten packen beziehungsweise die Büros räumen. Neben mir waren fortan noch ca. 200 weitere SPD-Mitarbeiter auf Jobsuche. Die wenigen vakanten Stellen bei den paar "neuen" Abgeordneten waren heiß begehrt und ja, auch umkämpft. Anbiedern liegt mir allerdings nicht. Und so habe ich nur den Kontakt zu den Thüringer Abgeordneten gesucht. Das Ende vom Lied: Die MdBs wollen sich bezüglich Mitarbeiter noch nicht festlegen und erst mal abwarten, wie es weitergeht. Also hieß es: UMORIENTIEREN. Und auch wenn ich während meiner Zeit im Bundestag öfters kurz vorm Verzweifeln war und mich das Verhalten von einigen Abgeordneten, gerade aus meiner Partei, über die Maßen enttäuscht hat, so war es doch ein komisches Gefühl. Ich bin eh ein Mensch, der sehr an alten Gewohnheiten hängt und Muster nur schwer ablegen kann. Eins wusste ich schnell: Ein neuer Lebensabschnitt sollte folgen. Sicher hätte ich mir erst mal die Zeit nehmen können (Vielleicht auch sollen!?), um in mich zu gehen. Darüber nachzudenken, was ich künftig machen will. Ist ein Umbruch nicht auch immer eine Chance, etwas besser zu machen!? Aber so bin ich nicht sozialisiert. Und auch wenn es mir sicher gut getan hätte, mit mir in Klausur zu gehen, so hätte mich die Situation ziemlich schnell verrückt gemacht. Zum Glück hat es nicht lange gedauert und ich habe ein neues Jobangebot bekommen. Seit 1. Dezember bin ich bei der Thüringer SPD-Landtagsfraktion.
Neben dem Jobwechsel stand am Ende des Jahres also auch ein Umzug auf dem Plan - Und das sehr kurzfristig. Da ich noch den aberwitzigen Wohnungsmarkt von Berlin gewohnt war, hatte ich richtig Bammel davor. Aber es hat tatsächlich nur zwei Besichtigungstermine gebraucht, bis ich eine neue Bleibe gefunden hatte. Ich wohne jetzt in einem richtig schicken Viertel, nur einen kurzen Spaziergang von der Erfurter Innenstadt entfernt. Nach über drei Jahren WG-Leben habe ich nun endlich meine eigenen vier Wände. Die habe ich mir sicher nicht deshalb schon seit langem gewünscht, damit ich ungestört "nackt durch die Wohnung tanzen" kann, sondern weil ich meinen Rückzugsort brauche. Nun habe ich meine kleine Wohlfühloase gefunden. Und auch die Arbeit ist wunderbar angelaufen. Ich freue mich über sehr hilfsbereite Kollegen und umgängliche Abgeordnete. Vielleicht finde ich hier ja das erloschene Feuer für die Politik wieder!? Landespolitik ist definitiv eine ganz andere Nummer als der Bundestag. Mein Eindruck nach den ersten Wochen: Status und Privilegien spielen hier keine Rolle. Ich bin gespannt, wie es weitergeht. Bisher bereue ich die Entscheidung jedenfalls nicht. Auch wenn mir Berlin und vor allem meine Freunde dort unheimlich fehlen. Ein großes Stück Lebensweisheit, viele unglaubliche Erlebnisse, großartige Menschen und meine ersten Schritte in der Arbeitswelt habe ich dort erfahren dürfen. Dafür bin ich unendlich dankbar! Und auch wenn ich Erfurt bezaubernd finde - Ich bin mir sicher: Eines Tages lande ich wieder in unserer schrecklich schönen Hauptstadt.
In diesem Sinne: Möge 2018 einfach noch mal besser werden als alles was bisher da war :-)
HAPPY NEW YEAR!